Prozessorientierte Psychologie
von Arnold Mindell
Die Prozess orientierte Psychologie haben wir bei Max Schüpbach, Alfred
Messmann und Erich Ziegler kennen gelernt. Sie wurde von Arnold Mindell begründet.
Er wurde 1940 in New York geboren, ist Magister der Physik, Ph.D. der Psychologie
(1971) und hat ein Diplom in Analytischer Psychologie am C. G. Jung-Institut in Zürich
(1970) erhalten. Die Entdeckung, dass Träume und Körpersymptome dieselbe Wahrheit
ausdrücken wollen, führte zu seiner "Traumkörperarbeit" und schließlich
zur Gründung der Forschungsgesellschaft für Prozessorientierte Psychologie. Er
hat inzwischen über 15 Bücher veröffentlicht, die in über 19 Sprachen übersetzt
wurden, über die Arbeit mit schwerkranken Menschen, Menschen in veränderten Bewusstseinszuständen, soziale und
globale Konflikte, sowie Beziehungs-, Welt- und Umweltprobleme und machte bisher
überall auf der Welt Seminare, besonders mit Menschengruppen in extremen
Konflikten. Er lebt in Portland, Oregon, USA.
Bekannte Bücher von ihm sind z.B.:
- Traumkörperarbeit - oder: Der Lauf des Flusses, USA 1985, BRD 1993 bei
Junfermann
- Der Weg durch den Sturm, USA 1992, BRD 1997 bei Via Nova
- Mitten im Feuer - Gruppenkonflikte kreativ nutzen, USA 1995, BRD 1997 bei
Hugendubel
-
The deep democracy of Open Forums, USA 2002
-
Quantengeist und Heilung, USA 2004, BRD 2006
Berührungspunkte
zwischen Prozessorientierter Psychologie und NLP
Die Prozessorientierte Psychologie hat viele Berührungspunkte mit unserer
Haltung von NLP mit Weisheit. Wir haben viele Vorgehensweisen bei unserer Art
der Verwendung therapeutischen Interventionen aus dem NLP, wie z.B. bei: 1.2.3.
Position, Change History, 6-Step-Reframing oder Core-Transformation, in der
Prozessorientierten Psychologie wiedergefunden. In unseren NLP-Master und
NLP-Trainerausbildungen benutzen wir Elemente des Konzeptes der Deep Democracy.
Wenn
wir z.B. bei dem NLP-Format 1.2.3. Position ein Symptom mit unserer Art der
NLP-Methode mit visuellen, auditiven und kinästhetischen Erlebnisinhalten
dissoziiert und assoziiert entfalten und den Klienten die Weisheit, Ängste,
Hoffnungen und Überzeugungen des Symptoms körperlich und emotional erleben
lassen, dann entspricht das in vielen Bereichen Vorgehensweisen, die innerhalb
der prozessorientierten Psychologie mit anderen Begrifflichkeiten und gleichen
Effekten angewandt werden.
Wenn
wir das NLP-Format 1.2.3. Position zur Klärung von Gruppenprozessen für
Perspektivenwechsel und zur kreativen Erarbeitung neuer Lösungen einsetzen,
dann ist der freie Positionswechsel beim NLP fast identisch mit Vorgehensweisen
aus der Prozessorientierten Psychologie.
Auch
die von Mindell viel eingesetzte Methode des Wechsels zwischen der visuellen,
auditiven und kinästhetischen Ebene ist auch im NLP beheimatet.
Von
der Prozessorientierten Psychologie kann NLP z.B. die Differenzierung des kinästhetischen
Bereiches lernen. Empfindungen, Bewegungen und Gefühle sind im Standard-NLP
nicht so professionell differenziert wie in der Prozessorientierten Psychologie.
Aus meiner Sicht (Karl) und mit meinen Worten beschrieben, sind besonders
wichtige Stichworte in der Prozessorientierten Psychologie:
Aufträumen: Wenn jemand von einer Energie, für die es noch keine
angemessene Äußerungsform in der Gruppe gibt belegt wird. Dieses Phänomen
tritt auf, wenn ein Doppelsignal in einer anderen Person Reaktionen hervorruft.
Man geht dabei davon aus, dass die Reaktion dieser anderen Person in den Träumen
oder in der Vorstellungswelt der Person vorkommt, die das Doppelsignal sendet.
Die reagierende Person träumt das auf, was die Doppelsignal sendende Person unbewusst
mit ausdrückt.
Doppelsignale: Inkongruenzen, Doppelbotschaften, Körpersprachliche Äußerungen
außerhalb der Wahrnehmung des Senders in Widerspruch zur bewussten Äußerung
Feldkonzept: Ich betrachte die Gruppe als Feld und die Teilnehmer als
Anzeigeinstrumente für das Energiefeld der Gruppe. Dabei betrachte ich
besonders "störende" Äußerungen einzelner Teilnehmer als Hinweise
auf Themen, die in der Gruppe angesprochen werden sollten.
Geisterrollen: Themen, die unterschwellig in der Gruppe arbeiten. Sie
werden oft durch Doppelsignale oder Projektionen auf nicht anwesende sichtbar.
Diese Themen müssen herausgearbeitet werden und die damit verbundene positive
Absicht herausgearbeitet werden, wenn die Gruppe sich weiter entwickeln will.
Grenzwächter: Ängste und Bedenken sich für bestimmte Themen zu öffnen.
Prozessieren: Das sich entfalten lassen von Symptomen und Signalen. In
Gruppen übernehmen dabei Menschen spontan und wechselnd Rollen, die sie als
inneren Impuls als zum Thema gehörend erleben. Sie drücken Ihre Meinung aus und
verlassen auch wieder den Ort der Meinungsäußerung und andere übernehmen fließend
diese Rollen oder die Gegenrolle. In der Einzelarbeit wird das Symptom
prozessiert indem sich der Symptomträger voll in die Rolle des Symptoms
hineinbegibt, aus ihr heraus spricht und handelt und sich überlegt, wem gegenüber
er in Wirklichkeit in seinem Leben sich so verhalten möchte oder was er
bei sich dadurch erreichen möchte, wenn er sich selbst gegenüber so wie das
Symptom verhält.
Rang: Die hierarchische Rolle, die Mitglieder einnehmen. Es ist wichtig
darüber ein Bewusstsein zu haben, um die Interaktionen richtig verstehen zu können.
Ein Rang ist sozial konstruiert und hat gruppendynamische Wertigkeit: Hautfarbe,
Alter, Geschlecht, Bildung, sexuelle Orientierung, Religionszugehörigkeit,
soziale Position, Beruf, Gesundheit, ... Ein Rang ist ein Doppelsignal.
Sekundärprozesse: Äußerungen aus Doppelsignalen. Wichtige Inhalte, mit
denen sich keiner identifiziert. Die tiefere Bedeutung von Symptomen und Störungen.
Weltkanal: Zufällige Informationen aus der Umgebung, die als Hinweise
gedeutet werden können für eine Anregung für einen nächsten Schritt der
Bearbeitung des aktuellen Themas: Ein Schmetterling fliegt herein als Zeichen für
Entspannung, das Telefon klingelt als Zeichen dafür, dass noch eine Information
fehlt oder ein Glas fällt um als Zeichen dafür sich jetzt innerlich leer zu
machen.
Zweite Aufmerksamkeit: Wachheit für das bewusste Erfassen von
Doppelsignalen, Rängen, Signalen aus dem Feld, Sekundärprozessen, Grenzen und
für Geisterrollen.
Zitate aus dem Buch von Arnold Mindell
"Der Weg durch den Sturm"
Weltarbeit im Konfliktfeld der Zeitgeister
1997, S. 19 - 22
Prozessideen
"Aus prozessorientierter Sicht hat die Welt genau diejenigen Probleme,
welche sie als Herausforderung braucht. Sie sind für uns genau richtig, damit
wir an ihnen wachsen, und wir sind die einzigen, welche sie lösen können.
Interventionen von Regierungen und politischen Führerinnen und Führern werden
nie genügen, wenn wir uns nicht alle um unsere eigene Bewusstheit bemühen und
zusammenarbeiten.
Das wichtigste Element, das allen möglichen Anwendungen von Prozessarbeit
zugrunde liegt, ist die Vorstellung, der Natur zu folgen. Wenn wir dem Fluss der
Natur genau, einfühlend und mit Bewusstheit folgen, können sogar schmerzliche
und schwierige Ereignisse wie Krankheit, Psychose oder Hass einen Sinn bekommen
und uns einen gangbaren Weg, zeigen. Diese Haltung dem Prozess gegenüber drückt
Keido Fukushima, Zenmeister des Tofukujiklosters in Kyoto, aus, wenn er sagt:
"Jeder Tag ist ein guter Tag". Jeder Tag kann zu einem guten Tag
werden, wenn wir ihn zu unserem Lehrer machen. Dann sind wir nicht
voreingenommen, sondern haben einen freien, kreativen Geist, der sich mit den
Bewegungen der Jahreszeiten ändern kann.
Mein ursprünglicher Optimismus in Bezug auf unser Potential, das alte Prinzip
der tiefen Demokratie auf moderne Weltarbeitprobleme anzuwenden, wurde entmutigt
durch die Rigidität, welche ich in Institutionen überall auf der Welt antraf.
Implizite und explizite soziale Normen, erstarrte Traditionen und Regeln und die
Macht von Organisationsstrukturen scheinen das Bewusstwerden der Konflikte und
ein mögliches Zusammenkommen der verschiedenen Standpunkte immer wieder zu
blockieren. Darüber hinaus führt die ungleiche Verteilung des Reichtums, der
materiellen Güter und des Zugangs zu Informationsressourcen dazu, dass die
Ideen von Harmonie, Frieden und institutioneller Demokratie nur ein naives
amerikanisches Ideal zu sein scheinen.
Diese Schwierigkeiten ließen mich zweifeln und meine eigenen Annahmen, Theorien
und Methoden noch einmal überdenken. Aber heute gehe ich davon aus, dass es
unter hundert Menschen nur wenige braucht, um in einer Gruppe zu jedem
beliebigen Zeitpunkt die Einstellung der tiefen Demokratie zu erreichen und die
Werkzeuge der Weltarbeit einzusetzen. Jede andere Annahme kommt mir an diesem
Punkt der Geschichte unrealistisch vor.
Deshalb beruht das folgende Buch nicht auf der naiven Annahme, dass Partner in
einem Konflikt dieselben Möglichkeiten zur Bewusstheit haben müssen oder dass
sie sich über das Vorhandensein eines Konflikts oder über die Methode, diesen
zu bearbeiten, einig sein müssen. Die in diesem Buch beschriebenen Methoden können
angewendet werden ohne dass dazu gleiche oder gemeinsame soziale, kulturelle,
materielle oder politische Bedingungen oder Einstellungen nötig sind.
Als ich dieses Buch zu schreiben begann, wurde ich ständig von den folgenden
Fragen gequält:
-
Welches sind die Werkzeuge, welche wir brauchen, um Weltarbeit zu machen?
-
Wie können wir die von Herzen kommende und intelligente Art und Weise
lernen, die es braucht, um diese Werkzeuge anzuwenden?
-
Können meine Ideen von meinen Freunden in Südafrika, Japan und Indien
ebenso angewandt werden wie in Russland, Europa und den Vereinigten Staaten?
-
Bin ich weit genug entwickelt, um dieses Buch zu schreiben?
Dies waren die Fragen, welche mich beunruhigten, als ich versuchte, diese Arbeit
sowohl für Menschen in Nairobi als auch in San Francisco, Tokyo und Moskau
brauchbar zu machen.
In meinem vorhergehenden Buch über globale Themen, "Das Jahr 1", habe
ich versucht, die Ideen der Physik mit kulturellen Mythen über globale Felder
aus der ganzen Welt zu verbinden. Das hier vorliegende Buch beruht zum Teil auf
den Entdeckungen von "Das Jahr 1" und begleitet dieses, indem es sich
mit Interaktionsmöglichkeiten im globalen Feld beschäftigt. Hier werden Sie
Theorien, Anleitungen zu innerer Arbeit, Trainingsübungen und praktische
Beispiele finden. Es ist eine Art Handbuch für globale Prozessarbeit."
Das Buch hat vier Teile:
-
der 1. Teil, "Theorie und Methoden", untersucht
grundlegende Feldkonzepte.
-
der 2. Teil, "Die Metaskills der Führungskunst", legt die
persönliche Entwicklung dar, die notwendig ist, um Weltarbeit zu machen.
-
der 3. Teil, "Globale Arbeit", diskutiert Probleme, die überall
auf der Welt zu finden sind: politische Probleme, Tribalismus und Rassismus,
Gewalt auf den Straßen, Armut und Sexismus. Im 3. Teil werden Erfahrungen aus
USA, Europa, Israel, Japan, Ost- und Südafrika beschrieben.
-
der 4. Teil, "Das mögliche Universum", diskutiert den
Zusammenhang zwischen Physik und menschlichem Bewusstsein und zeigt, wie
Bewusstheit möglicherweise dazu führen könnte, die Zeit und die globale
Vernichtung umzukehren.
"Der Weg durch den Sturm" enthält auch Beschreibungen von getesteten,
transkulturell anwendbaren Konfliktlösungsmethoden zusammen mit Überlegungen
über ihre Beschränkungen und ihre Anwendbarkeit auf Prozesse in der
Gemeinschaft und im Geschäftsleben.
Schließlich empfiehlt dieses Buch eine politische Einstellung, welche auf
unserem Streben nach Bewusstheit, unserem Interesse an unserer eigenen
Entwicklung und unserer Liebe für andere basiert.
Glossar aus dem Buch von Arnold Mindell
"Der Weg durch den Sturm"
Weltarbeit im Konfliktfeld der Zeitgeister
1997, S. 234 - S. 239
Anthropos: Die mythologische Personifikation des Universums, der Welt
durch einen riesigen Urmenschen.
Aufträumen: Ein psychologisches Phänomen, welches sowohl im Bezug auf
Individuen als auch im Bezug auf Gruppen auftritt und die Wirkungen aufzeigt,
welche von den nicht repräsentierten Teilen des Feldes ausgeht.
Bewußtheit (awareness): Wachheit/Wahrnehmung für den Informationsfluss
in den verschiedenen Kanälen, welcher durch die Grenze in einen primären und
einen sekundären Teil getrennt wird.
Bewußtsein (consciousness): Der Vorgang der Wahrnehmung der Wahrnehmung
von einem Metastandpunkt aus.
Doppelsignal: Ausdruck einer Information oder eines Teiles einer
Information, welche nicht den Absichten des primären Prozesses entspricht.
Entropie: Ein Maß dafür, wie viel Energie in einem geschlossenen System
für Arbeit verfügbar ist (auch "Maß für Unordnung" in einem
geschlossenen System). Nach dem Entropiegesetz nimmt die Entropie in
geschlossenen Systemen zu, d.h., die Energie geht vom geordneten (und damit für
Arbeit verfügbaren) zunehmend in den ungeordneten Zustand über, auch wenn die
Summe aller Energie nach dem Energieerhaltungsgesetz konstant bleibt.
Facilitator/-in: Als Facilitator/-in sind Sie nicht vorrangig daran
interessiert, eine schnelle Lösung für die Probleme der Gruppe zu finden, mit
der Sie arbeiten, sondern daran, die Prozesse im Feld, welches Sie vorfinden,
zur Entfaltung zu bringen und die Wahrnehmung darüber zu wecken. Dazu sind
sowohl die innere als auch die äußere Feldwahrnehmung wichtig.
Feedback (deutsch Rückkopplung): Dieser Ausdruck wird in der
Prozessarbeit zur Bezeichnung der Reaktion auf einen Impuls oder Stimulus
verwendet. Negatives Feedback bezeichnet in diesem Zusammenhang eine Reaktion,
welche diesen Stimulus nicht aufgreift; als positives Feedback wird eine
Reaktion bezeichnet, welche den Stimulus aufgreift und somit zu Änderungen im
System führt. Der Fluss der prozessorientierten Arbeit orientiert sich am
Feedback.
Feld: Die Prozessarbeit definiert das Feld durch Analogien mit der Physik
und durch seine Wirkungen. Felder werden in Anlehnung an die Physik als
innerlich verbunden und von nichtkausalen Kräften organisiert verstanden.
Innerhalb eines Feldes wirken alle Teile auf alle anderen Teile ein. Es ist ein
wichtiges Ziel der Prozessarbeit mit Gruppen, die Wahrnehmung und Entfaltung von
Strukturen und Dynamik von Feldern zu studieren und zu fördern.
Geisterrolle: Ein nicht direkt angesprochener oder verkörperter Teil des
Feldes, mit dem sich niemand identifizieren kann, auf den das Feld aber reagiert
bzw. der für das Feld eine bestimmende Wichtigkeit hat.
Globales Bewusstsein: Globales Bewusstsein geht immer davon aus, dass
einzelne Prozesse mit dem ganzen Feld verbunden sind, sei es in der Arbeit mit
Einzelpersonen, Gruppen oder Großgruppen.
Grenze: Die Grenze trennt den primären Prozess (die primäre Identität)
von den sekundären Prozessen. Die Grenze wird erfahren als die Grenze dessen,
was wir als zu uns gehörig betrachten, und als Grenze dessen, was wir uns
zutrauen.
Gruppengrenze: Die Grenze der Identität einer Gruppe. Sie trennt das,
was in dieser Gruppe erlaubt und üblich ist, vom Rest möglicher Verhaltens-
und Kommunikationsweisen.
Informationswolke (information float): Die Summe der Informationen (z.B.
Ideen, Gefühle, Meinungen), welche nicht bewusst aufgegriffen werden und nicht
Teile der primären Kommunikation sind.
Kanal: Die Prozessarbeit benutzt zum Erfassen und Beschreiben der Signale
eines Prozesses ein Kanalsystem. Es besteht aus einfachen (Sinnes-)Kanälen:
Sehen/Hören/(Körper)Fühlen/Bewegen und aus den zusammengesetzten Kanälen:
Beziehung und Welt. Dieses Kanalsystem wird nicht als abgeschlossen betrachtet.
Insbesondere kann es zur Erfassung und Beschreibung von Prozessen von Gruppen
sinnvoll und kreativ sein, andere Kanäle zu benutzen und zu erforschen.
Ki (Chi): Mindell verwendet diesen Ausdruck aus den Kampfkünsten, um die
Energie einer Gruppe und ihren Fluss zu bezeichnen. Als "verborgenes Ki"
wird eine wichtige Information (Doppelsignal) im Feld oder bei Einzelnen
bezeichnet, die vom Facilitator aufgegriffen werden kann, um der Energie des
Feldes zu folgen.
Konsensus: Die Prozessarbeit unterscheidet zwischen Konsensus als Phase
in einem Prozess (Einigung der Gruppe z.B. über das Thema oder das momentane
Vorgehen in einem Gruppenprozess) und Konsensus als Ziel oder Vorstellung eines
idealen Zustandes für eine Gruppe. Es ist unverzichtbar, mit einer Gruppe immer
wieder den Konsensus zu suchen -, ihn als Zustand anzustreben ist gefährlich.
Maxwells Dämon: Der Physiker James Maxwell (1831-1879) hat im
Zusammenhang mit seinen Forschungen zur Thermodynamik postuliert, dass das
Gesetz der Zunahme von Entropie in geschlossenen Systemen umkehrbar wäre, wenn
ein kleiner Dämon innerhalb des Systems leben und durch bewusste Interventionen
die Beziehung der Teile regeln würde. Arnold Mindell benutzt dieses Bild aus
der Physik, um die Wirkkraft von Bewusstheit in geschlossenen Systemen zu
verdeutlichen.
Metaskill: Die Haltung/Einstellung, aus der heraus jemand arbeitet.
Metakommunikation: Metakommunikation ist die Fähigkeit, über die
Gesamtheit des Informationsflusses (primärer und sekundärer Prozess) und seine
Dynamik zu kommunizieren. Ein Mensch, welcher über Metakommunikation verfügt,
nimmt seine eigene momentane Art zu kommunizieren wahr, kann sich darüber äußern
und kann darauf angesprochen werden. Das gleiche gilt für Gruppen.
Offener Zugang (blank access): eine Haltung und Interventionsweise, bei
welcher Stimmungen und Inhalte angesprochen und in ihrer Entwicklung unterstützt
werden, ohne dass der/die Facilitatorln schon genau wissen, um was es sich dabei
handelt.
Ortsgeist: Eine Kraft, welche in einem Feld wirkt und mit dem Ort zu tun
hat, an dem sich die Ereignisse abspielen.
Rolle: Die Kräfte eines Feldes zeigen und polarisieren sich in Teilen
oder Rollen, welche untereinander eine Dynamik entwickeln. Rollen sind immer größer
als einzelne Menschen, und ein einzelner Mensch ist immer größer als die
Rolle, welche er gerade besetzt.
Prozess: Der Fluss von Signalen und Informationen. Der Prozess wird von
denjenigen beschrieben, welche ihn wahrnehmen.
Primärer Prozess: Die Signale, das Verhalten und die Weltanschauung, mit
denen sich ein Einzelner oder eine Gruppe identifizieren.
Sekundäre Prozesse: Prozesse, welche sich in Signalen äußern, mit
welchen sich ein Individuum oder eine Gruppe nicht identifizieren.
Skills: Werkzeuge, Techniken, Interventionsmöglichkeiten.
Tao: "Das Wesen, das begriffen werden kann
Ist nicht das Wesen des Unbegreiflichen
Der Name, der gesagt werden kann
Ist nicht der Name des Namenlosen
Tao te King
Das chinesische Konzept eines Feldes, welches unsere Umgebung organisiert und
mit dem wir uns in Einklang bringen müssen, um dem Sinn entsprechend zu leben.
Tiefe Demokratie: Die Einstellung der tiefen Demokratie nimmt alle Teile eines
Feldes gleich wichtig und weiß, dass auf keinen verzichtet werden kann. Die
Praxis der tiefen Demokratie sorgt dafür, dass alle Standpunkte repräsentiert
und eingebracht werden, und achtet besonders auf die Minderheiten.
Traumkörper: Mit dem Begriff Traumkörper beschreibt die Prozessarbeit die
Gesamtheit des Feldes, insbesondere aber auch jenen Teil des Feldes, welcher
sich zeigt, wenn sekundäre Erfahrungen und Signale amplifiziert werden.
Einerseits wird das von uns wahrnehmbare und erforschbare ganze Feld (die Summe
aller Signale) Traumkörper genannt, andererseits auch die organisierende Kraft
oder Ganzheit, welche wir als Sender hinter diesen Signalen erleben.
Weltarbeit: Eine neu zu entwickelnde Arbeitsweise, die in ihrer Praxis
Elemente aus verschiedenen Wissenschaften und Disziplinen (wie Psychologie,
Soziologie, Physik, Politik, Psychotherapie und Schamanismus) vereinigt. Ohne
Einschränkung auf herkömmliche Disziplinen geht Weltarbeit von der
Wirklichkeit so aus, wie sie ist, und arbeitet mit dem ganzen Feld.
Wetterbericht: Eine Technik, der Gruppe während eines Gruppenprozesses
über die ablaufenden Ereignisse zu berichten, so wie sie ein Außenstehender
wahrnimmt (aus der Metaposition).
Zeitgeist: Eine Kraft, welche in einem Feld wirkt, und mit der Zeit zu
tun hat, in welcher sich die Ereignisse abspielen.
Links im Internet zu POP mit weiterführenden Links:
Die Seite von Amy und Arny Mindell
www.processwork.org
Die Schweizer POP-Seite
www.prozessarbeit.ch/
Die Seite zu Deep Democracy
www.deepdemocracymovement.net/
Die
Seite mit vielen interessanten Artikeln zur Prozessorientierten Psychologie
www.integrative-prozessbegleitung.net/downloadbereich.php
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